Musen in modernen Zeiten
Neulich saß ich hier am Pult
Und befand voll Ungeduld,
Dass der Musenquell verschlossen
Und nur spröd die Worte flossen.
Spröde, und was immer stockend,
Find' mitnichten ich verlockend,
Und verstohlen schaute ich
Zum Computer auf dem Tisch,
Der, mit Software aufgestockt,
Wie das Weib uns ewig lockt.
Tastend ging ich immerzu
Richtung Google und Yahoo,
Ob ich hier für meine Bände
Nicht manch' knackig Reimpaar fände.
Und ich wollt' mich grad erkecken,
Einen Schatz mir zu entdecken,
Als die Muse, recht antik,
Vom Olymp auf's Dach mir stieg.
Hier, statt Verse zu gewähren,
Hob sie an, mir zu erklären:
Statt dass ich in einer Krise
Meine Treue ihr bewiese,
Fingerte ich übertrieben
An den schnöden Suchmaschinen,
Deren Reize unzulänglich
Und im übrigen vergänglich.
Pfui solchem Lebenswandel
Und dem ganzen Datenhandel!
Moral:
Musen sind, obgleich recht tüchtig,
Eitel und auch eifersüchtig.
Galt dies früher schon pauschal,
Gilt es heut' auch digital.