„Verlockungen am Sprachbüffet - Lasst es euch Schnecken!“

Zwischen Januar und Mai 2020 erschienen 5 heiter-ironsche Gedichte zum Thema „Genuss beim Essen und Trinken“ auf der Online-Plattform „Der Lokalbote Mönchengladbach“.

Januar 2020: „Achtung Götterspeise!“

Achtung: Götterspeise

Sinnbildhafte Redeweise
Mundet uns in jedem Text.
Sie ist eine Götterspeise,
Und der Appetit, er wächst!

Da gibt‘s sehr begehrte Schnäppchen,
Teils mit tiefem Dekolletee,
Und wir greifen zu den Häppchen
Am erlauchten Sprachbuffet.

Aber Vorsicht: will‘s auch schmecken
Und auf Zungen leicht zergehn,
Sollten wir doch immer checken,
Ob wir alles recht verstehn:

Halbe Hähne, blöde Hunde
Liegen auch auf jenem Tisch,
Und man führt sie schnell im Munde -
Selbst wenn sie nicht Fleisch noch Fisch.

Jugendsprache ist noch krasser,
Sonderbares liegt zurecht:
„Schnitzelhusten“, „Sabbelwasser“ -
Da wird einem schon mal schlecht!

Ratsam ist, gut hinzugucken,
Dass man sich nicht überfrisst,
Und beizeiten auszuspucken,
Was uns nicht ganz koscher ist.

Februar 2020: „Nonnenfürzchen“

Nonnenfürzchen

Nonnenfürzchen aus Südwesten
Fallen auf durch ihren Duft.
Das Aroma ist am besten,
Zieht‘s wie Schwaden durch die Luft.

Der Genuss hält nur ein Weilchen,
Denn schon beim geringsten Wind
Zeigt sich, dass die Schwebeteilchen
Flüchtig und vergänglich sind.

Möchte man den Feststoff haben
Und ihn sichten gar im Kern:
Siehe, da gibt‘s gute Gaben,
Und die liegen gar nicht fern.

Will man Nonnenfürzchen sehen,
Legen wir dem Leser nah,
Mal nach Schwaben hinzugehen:
(Siehe Wikipedia).

März 2020: „Richtige und falsche Hasen“

Richtige und falsche Hasen

Gott schuf in den Schöpfungsphasen
Mit bemerkenswerter Hand
Richtige und falsche Hasen
Und verteilte sie im Land.

Die korrekten Hasenklassen
Rennen weit und sind geschwind.
Schwer nur kriegt man sie zu fassen,
Weil sie hasenfüßig sind.

Fehlerhafte Hasensorten
Schaffen‘s grad zur Kneipe hin,
Und sie ruhn an solchen Orten
In den Speisekarten drin.

Gott, dem Herrn, sei Dank und Ehre
Für die große Hasenschar.
Wir empfehlen zum Verzehre
Ein gefaktes Exemplar.

April 2020: „Besoffene Kapuziner“

Besoffene Kapuziner

Solche abgefüllten Wesen
Finden sich in Wien durchaus,
Und sie werden aufgelesen
Am Buffet im Kaffeehaus.

Vielfach lungern sie am Tresen,
Da wo Wein und Kuchen sind.
Megadurstig sind die Wesen
(Und das weiß hier jedes Kind).

Man beträufelt sie mit Weinen,
Gierig saugen sie das auf;
Kaum noch stehen sie auf Beinen,
Doch das nehmen sie in Kauf.

Leckermäulchen, die gern naschen,
Sieht man, wie sie beim Dessert
Nach den Kapuzinern haschen,
Und da ruft man bald nach mehr.

Isst man viel von jenen Stoffen,
Die voll Wein gesogen sind,
Wird die Kundschaft selbst besoffen,
Und auch das weiß jedes Kind.

Mai 2020: „Schwips und Schwindel“

Schwips und Schwindel

Schwips und Schwindel, diese beiden,
Sind ein Bruderpaar im Geist.
Beide können sich gut leiden,
Gehen Hand in Hand zumeist.

Schwips belustigt gern die Damen,
Und die lallen dann bestimmt.
Doch die Sprachkunst wird erlahmen,
Wenn erst Schwindel übernimmt.

Er gibt Kopfweh mit Entzücken,
Was dann weniger ersprießt.
Schlimmer wird‘s, muss man sich bücken,
Dann, wenn alles rückwärts fließt.

Ob am Tresen, ob in Schenken,
Ob beim Sekt, ob an der Bar:
Besser ist‘s, sich einzuschränken,
Nähert sich das Bruderpaar.